Was sagen die Ergebnisse der Honigmarktkontrolle über die Honigqualität aus?
von Tobias Stever
Der Wettbewerb auf dem deutschen Honigmarkt um die Gunst der Verbraucher
wird immer härter und die Ideen für eine erfolgreiche Vermarktung immer
einfallsreicher. Bislang stellen für die örtlichen Imker Billig- und
Sonderangeboten von großen Verbrauchermärkten die Hauptkonkurrenz dar. Die
Argumentation gegenüber den Kunden fällt den Imkern oft schwer, da auch der
Honig im Supermarkt in den Einheitsgläsern des Deutschen Imkerbundes (DIB)
mit dem grünen Gewährstreifen abgefüllt ist. Damit bürgt der Honig des
Supermarktes und der des Imkers für den gleichen Qualitätsstandard. Für
viele Imker kommt noch erschwerend hinzu, daß es Kollegen gibt, die nach den
Richtlinien einer Interessenvertretungen für ökologischen Landbau arbeiten
und deshalb ihren Honig mit dem Prädikat "Bio" anbieten dürfen. Deshalb muß
man seinen Kunden auch noch erklären (können), weshalb das eigene
Naturprodukt diese Aufschrift nicht tragen darf. Wie hoch ist die Qualität des "Echten Deutschen Honigs" wirklich?
Um
jedoch in der Werbung mit einer besonders hohen Qualität argumentieren zu
können, muß gewährleistet sein, daß sich diese auch tatsächlich auf einem
hohen Niveau befindet. Deshalb hat der DIB verbindlich festgeschrieben,
welche Kriterien ein Honig erfüllen muß, damit er unter seinen Warenzeichen
(Einheitsglas, Gewährverschluß, ...) abgefüllt und verkauft werden darf.
Es
ist deutlich zu erkennen, daß die Zahl aller Proben seit 1993 deutlich
angestiegen ist. Dies ist darauf zurückzuführen, daß unter den Imkern
deutlich mehr kontrolliert wurde. Die Proben der Abfüllstellen sind im
gleichen Zeitraum etwa gleichgeblieben. Die Ergebnisse der Honigmarktkontrolle
Für den betrachteten Zeitraum ist in Abbildung 2 der Anteil der untersuchten
und beanstandeten Honigproben dargestellt. Der Anteil berechnet sich aus dem
Verhältnis der beanstandeten zu den untersuchten Proben.
Die Ergebnisse der Untersuchungen der Imkerhonige zeigen in den ersten
Jahren einen steilen Anstieg bei den beanstandeten Proben. 1990 erfüllten
70,5% (!) der Proben mindestens einen Punkt der Warenzeichensatzung nicht.
Seither ist der Anteil an mangelhaften Honigen stetig zurückgegangen und lag
1995 bei 34,0%.
Um
nach den Ursachen für diese sicherlich überraschend hohen Fehlerquoten zu
suchen, ist es notwendig, die Gründe für das Ausscheiden der Proben zu
ermitteln:
In
Abbildung 3 sind die Honige dargestellt, die aufgrund von Beanstandungen in
der Aufmachung aufgefallen sind. Es wurden Mängel bei der Sortenbezeichnung,
dem Gewicht oder der äußeren Aufmachung festgestellt.
Wie in der Gesamtbeurteilung hat bei der Aufmachung das Ergebnis der Imker
1990 einen Höchstwert mit 67,2% erreicht. Seither ist eine kontinuierliche
Verbesserung auf 25,7% im Jahr 1995 zu verzeichnen. In
Abbildung 4 sind die Honige dargestellt, die aufgrund von Beanstandungen in
der Qualität aufgefallen sind. Hier waren entweder die Werte des Wasser-,
HMF- oder Invertasegehaltes ungenügend, es wurde ausländischer Pollen
gefunden oder der Honig war bereits gärig. Die Beanstandungen der Aufmachung
(Abbildungen 3) und der Qualität (Abbildung 4) können in der Summe höher
sein als die Beanstandungen insgesamt, da bei der Analyse eines Honigs
mehrere Beanstandungen festgestellt werden konnten.
Bei der Interpretation der Untersuchungsergebnisse der Honigqualität ist es
aufgrund der starken Schwankungen schwer, eindeutige Aussagen zu treffen.
Tendenziell läßt sich folgendes festhalten:
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß die Beanstandungen der Imkerhonige in
den letzten Jahren rückläufig waren, während bei den Abfüllstellen die
mangelhaften Proben immer häufiger vorkommen. Welche Schlüsse kann man aus diesen Zahlenangaben ziehen ?
Die oben dargestellten Ergebnisse der Honigmarktanalyse lassen je nach
Sichtweise und Interesse verschiedene Interpretationen zu. Die Gegner des
Einheitsglases und des Werbekonzepts des DIB werden in Frage stellen, daß
man unter diesen Umständen mit dem Argument "besonders hohe Qualität" werben
kann. Die Gegner der Abfüllstellen werden sagen können, daß die Abfüller den
guten Ruf der Imker zerstören und auf deren Kosten ihren vermeintlich
schlechteren Honig vermarkten.
Auch wenn vergleichende Zahlen für Honige in neutralen Gläsern fehlen, so
stellen insgesamt die oben aufgeführten Ergebnisse sowohl für die
Imkerschaft als auch besonders für die Abfüllstellen sicherlich kein
Ruhmesblatt dar. Statt jedoch in Vorwürfe und gegenseitige Beschimpfungen
auszubrechen, sollte jeder einzelne selbst überlegen, wie er helfen kann,
die Situation zu verbessern. Was kann die Imkerschaft machen ?
Die Tatsache, daß sich die Ergebnisse der Imker seit etwa 1990 verbessert
haben, läßt sich nicht auf die stark erhöhte Zahl der Probenahmen
zurückführen. Dies läßt sich schon allein deshalb ausschließen, da erst 1993
vermehrt Proben bei Imkern gezogen wurden.
Gründe könnten die vermehrten Aktivitäten des DIB in der
Öffentlichkeitsarbeit und in der Werbung sein. Auch ist sicherlich die
Einführung des Sachkundenachweises "Honig" durch den DIB und das verstärkte
Schulungsangebot der einzelnen Verbände und Institute anzuführen. Diese
Aktivitäten waren ein guter Anfang. Es muß jetzt aber verhindert werden, daß
sie sich als Strohfeuer entpuppen. Außerdem belegen die Zahlen der
Honigmarktkontrolle, daß man sich nicht zufrieden zurücklehnen darf. Es kann
nicht sein, daß fast jede fünfte Probe aufgrund einer mangelnden
Honigqualität durch unsere strengen Qualitätsnormen fällt. Diese hat sich
schließlich jeder Imker selbst auferlegt, indem er sich für die Benutzung
des Einheitsglases entschieden hat. Um
in Zukunft bessere Ergebnisse zu erzielen, müssen die Imker verstärkt auf
die Qualität ihrer Produkte achten. Dies gilt besonders für die Imker, die
das Einheitsglas verwenden und sich mit diesem in der Öffentlichkeit
präsentieren. In den Honigschulungen müssen neben der Vermittlung von
Kenntnissen zur Gewinnung und Behandlung von Honig verstärkt die
Themengebiete Öffentlichkeitsarbeit und Vermarktung behandelt werden. Es ist
zu überlegen, ob die Schulungen zur Erlangung des Sachkundenachweises für
alle Imker verbindlich vorzuschreiben sind und alle fünf Jahre wiederholt
werden müssen. Auch wenn der Aufwand hierfür sehr hoch ist, ist es
vermutlich der einzige Weg, eine flächendeckende und effiziente Schulung der
Imker zu gewährleisten. Wie läßt sich die Honigqualität der Abfüllstellen verbessern ?
Bei den Imkern ergeben sich viele Probleme durch die individuelle Gestaltung
der Imkerei. Oft ist eine professionelle Ausstattung aufgrund der geringen
Völkerzahlen nicht möglich. Einige Einrichtungen stehen nur im Sommer
provisorisch für den Imkereibetrieb zur Verfügung, beispielsweise der
Schleuderraum. Im
Gegensatz dazu müssen die Abfüllstellen industriell arbeiten, um sich auf
dem hart umkämpften Honigmarkt behaupten zu können. Deshalb muß hier bei der
Qualitätsverbesserung auch zu industriellen Maßnahmen gegriffen werden. Es
bietet sich an, daß sich die Abfüllstellen nach ISO 9000 ff zertifizieren
lassen. Diese Vorgehensweise zur Qualitätssicherung kann man in letzter Zeit
bei immer mehr Unternehmen aus den verschiedensten Bereichen beobachten und
beliebige Produkte mit einem Emblem mit einem Text "Betrieb zertifiziert
nach ISO 9001" entdecken.
Bei dieser Zertifizierung handelt es sich um Anwendung der internationalen
Normenreihe ISO 9000 ff zur Qualitätssicherung, die ihren Ursprung in der
Automobilindustrie hat. Sie ist jedoch sehr allgemein aufgebaut, so daß sie
bei jedem Produktionsbetrieb oder Dienstleistungsunternehmen angewendet
werden kann. Dabei ist die Größe des Unternehmens unwichtig. Die Spannbreite
reicht inzwischen von Rechtsanwaltskanzleien bis zu Mineralwasserabfüllern.
Die Einführung eines QM-Systems nach der ISO 9000 ff in einem Betrieb ist
weder einfach noch billig. Deshalb ist ihre Einführung sicherlich nur für
die Abfüllstellen und wenige große Imkereibetriebe interessant.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß dringend Maßnahmen zur Verbesserung der
Qualität unserer Imkereiprodukte getroffen werden müssen, um erfolgreich auf
dem Markt bestehen zu können. Diese Maßnahmen müssen aber individuell
gestaltet und an die Bedürfnisse des einzelnen angepaßt werden
Literaturverzeichnis
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