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Privatwissenschaftliches Archiv
Bienenkunde, Landau/Pf. |
Untersuchung über die Zuchtbemühungen
westdeutscher Imker
von Tobias Stever und Christoph Otten
Einleitung
Seit dem
Einschleppen der Varroamilbe in Deutschland wurde über viele Jahre versucht,
diese mit chemischen Bekämpfungsmitteln zurückzudrängen. Die erste
Generation der Präparate wurde in den Bienenvölkern versprüht, verdunstet
oder verräuchert. Die zweite Generation waren systemische Mittel, deren
Wirkstoffmengen geringer und deren Anwendung für den Imker einfacher wurde.
Parallel dazu wurden Betriebsweisen entwickelt, die mit biotechnischen
Verfahren die Vermehrung der Milben verringern sollten. Alle Aktivitäten
haben bisher jedoch nicht den gehofften Erfolg gebracht: In jedem Fall ist
eine kontinuierliche Behandlung erforderlich. Sie führt zu Rückständen im
Honig, zu Resistenzen bei der Varroamilbe oder ist in der Anwendung zu
aufwendig für den Imker. Alle diese Massnahmen haben bisher lediglich zum
Ziel, die Varroamilben im Volk unter der Schadschwelle zu halten.
Seit einigen
Jahren gibt es einen neuen Ansatz, um der Varroatose Herr zu werden: Die
Züchtung varroatoleranter Bienen. In Deutschland wurden hierzu verschiedene
Initiativen gestartet: Beispielsweise wurden die "Initiative Zuchtmethode
Varroatoleranz" ins Leben gerufen oder an anderer Stelle Versuchsreihen mit
der sog. "Primorski-Biene" gestartet. Allen Initiativen ist gemeinsam, dass
ihre Durchführung bisher von Bieneninstituten organisiert wurde und auf
einen mehr oder weniger kleinen Personenkreis und damit eine sehr kleine
Zuchtpopulation begrenzt ist. Solange diese
Zuchtbemühungen noch in den Anfängen stecken, ist
diese Vorgehensweise sinnvoll.
Wenn es gelingt, in diesen Projekten varroatolerante Bienen zu selektieren,
muss deren Zucht auf einen größeren Züchterkreis ausgedehnt werden. Hierzu
wird bereits die Gründung eines Zuchtverbandes vorbereitet [1]. Im
folgerichtig nächsten Schritt käme dann die großflächige Verbreitung der varroatoleranten Bienen. Um diese durchführen zu können, ist es unter
anderem auch wichtig zu wissen, in welcher Form und wie intensiv die Imker
in Deutschland um die Königinnenzucht bemüht sind.
Mit der im
folgenden beschriebenen Untersuchung soll ein erster Schritt unternommen
werden, um Basis- und Strukturdaten zu den Zuchtaktivitäten (der Imker in
Südwestdeutschland) zu ermitteln. Diese Bestandsaufnahme und weitere
Untersuchungen könnten dann ggf. als Grundlage zur Erarbeitung von Konzepten
zur effektiven Verbreitung von varroatoleranten Bienen dienen.
Im Sinne dieser
Untersuchung ist mit dem Begriff "Zucht" jegliche Form der Vermehrung von
Königinnen durch den Imker gemeint. Da ein möglichst breites Bild der
Zuchtaktivitäten der Imker erstellt werden soll, war die Einschränkung auf
Königinnen, die aus einem Zuchtprogramm mit selektierter Abstammung oder
Leistungsprüfung stammen, nicht sinnvoll.
Angaben zur Datenerhebung und Datenqualität
Seit mehreren
Jahren wird vom Fachbereich Bienenkunde der SLVA Ahrweiler/Mayen [2] eine
Umfrage unter den Imkern in Rheinland-Pfalz, im südlichen
Nordrhein-Westfalen (Regierungsbezirke Köln und Düsseldorf), und zeitweise im Saarland und
in Luxemburg durchgeführt. Hauptsächlich dient diese Umfrage dazu, einen
Überblick über die Situation bei den Bienenkrankheiten und den daraus
resultierenden Völkerverlusten zu erhalten. Zusätzlich zu den üblichen
Fragen wurde bei der Umfrage, die im Frühjahr 2001 durchgeführt wurde,
erstmals eine Rubrik "Königinnen" aufgenommen. Hierin wurden die Imker um
Angaben über die Herkunft und die Qualität ihrer Königinnen gebeten.
An der
Fragebogenaktion des Fachbereiches Bienenkunde der SLVA Ahrweiler/Mayen im
Jahr 2001 haben sich insgesamt 2474 Imker beteiligt und den ausgefüllten
Bogen zurückgesendet. Von diesen Teilnehmern haben 2244 Imker Angaben zum
Fragenkatalog "Königinnen" gemacht.
Leider haben
jedoch nicht alle Imker ihren Fragebogen vollständig ausgefüllt. Dies zeigt
zum einen die Differenz zwischen den abgegebenen Fragebögen und den
auswertbaren Angaben in der Rubrik "Königinnen". Zum anderen wurden aber
auch innerhalb der Rubrik "Königinnen" nicht alle Fragen konsequent
beantwortet. Oftmals wurden Fragen offen gelassen. Dies führt bei der
Auswertung zwangsläufig dazu, dass die Datenbasis zwischen den einzelnen
Diagrammen erheblich abweicht. Erschwerend kommt hinzu, dass zum Teil von
den Imkern auch widersprüchliche Angaben gemacht wurden. So weicht
beispielsweise bei einigen Imkern die Zahl der Königinnen, die jährlich
erneuert werden, deutlich von der Zahl der Königinnen ab, die pro Jahr
nachgezogen oder von anderer Stelle bezogen werden. Auch wenn allzu
inkonsistente Antworten bei der Auswertung nicht berücksichtigt wurden, so
führt dies doch dazu, dass die gewonnenen Erkenntnisse lediglich Tendenzen
widerspiegeln können.
Erneuerung der Königinnen
Um abschätzen
zu können, wie groß der jährliche Bedarf an Königinnen ist, wurden die Imker
zunächst gefragt, wie viele Königinnen sie durchschnittlich pro Jahr bei
ihren Völkern erneuern. Da die Imker nach der Zahl der Königinnen gefragt
wurden und nicht nach einem prozentualen Anteil, wurden ihre Angaben ins
Verhältnis mit ihrer Völkerzahl im Sommer 2000 gesetzt. Diese Ungenauigkeit
wurde bei der Auswertung jedoch nicht berücksichtigt.
Abbildung 1:
Anteil neuer Königinnen pro Jahr
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Insgesamt haben 1787 Imker diese Frage beantwortet. In Abbildung 1 ist
dargestellt, wie sich ihre Angaben verteilen. Im Durchschnitt werden
jährlich 50,7 % der Königinnen ausgetauscht.
Die Antworten der Imker, die Angaben im Bereich um zehn Prozent gemacht
haben, sind infrage zu stellen. Eine genauere Analyse der einzelnen
Datensätze ergab, dass die Frage vermutlich nicht korrekt beantwortet wurde,
da die Antworten erhebliche Unstimmigkeiten im Vergleich mit Antworten auf
anderen Fragen aufweisen.
Insgesamt bestätigt die Auswertung dieser Frage die Erwartung, dass - wie
nach allgemeiner Lehrmeinung üblich [z.B. 3] - eine Königin durchschnittlich
alle zwei Jahre erneuert wird.
Zuchtaktivitäten der Imker
Die nächste Frage beschäftigte sich mit der Zuchtaktivität der Imker: Die
Imker wurden gefragt, ob ihre jetzigen Königinnen (im Jahr 2001) aus der
eigenen Nachzucht oder von anderen Stellen stammen.
In Abbildung 2 wird auf der linken Seite dargestellt, wie sich das
Verhältnis bezogen auf die Aktivitäten der Imker (n = 2244) aufschlüsselt:
71,3 % der Imker haben angegeben, dass sie eine eigene Königinnenaufzucht
betreiben oder zumindest einen Teil ihrer Königinnen selbst nachziehen.
Dagegen haben 50,8 % der Imker angegeben, dass sie einen Teil oder alle
ihrer Königinnen von einer anderer Stelle bezogen haben (Doppelnennungen
waren möglich).
Auf der rechten Seite der Abbildung 2 wird dargestellt, wie sich das
Verhältnis bezogen auf die Anzahl der Königinnen (n = 16442) aufschlüsselt:
Während 77,0 % der Königinnen von den Imkern aus dem eigenen Bestand
nachgezogen wurden, kamen nur 23,0 % der Königinnen von außen neu in den
Bestand hinzu.
Abbildung 2:
Zuchtaktivität der Imker
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Überraschend an diesen Angaben ist, dass fast 30 Prozent der befragten Imker
überhaupt keine eigenen Königinnen nachziehen, sondern sich völlig auf
fremdes Material verlassen oder überhaupt keine aktive Königinnenerneuerung
betreiben. Dies ist deshalb überraschend, da der Zukauf von
Königinnen gewöhnlich nicht ganz billig ist. Vielleicht kann dies aber auch
als Indiz dafür gewertet werden, dass es ein funktionierendes Vereinsgefüge
gibt, welches einen kameradschaftlichen Austausch von Bienenmaterial
ermöglicht.
Regionale Herkunft der Königinnen
Eine Frage beschäftigt sich mit der regionalen Herkunft der Königinnen. Die
Imker wurden nach dem Bundesland gefragt, aus welchem sie ihre Königinnen
beziehen.
Da sich diese Frage nur auf die Königinnen bezieht, die von anderen Stellen
bezogen werden, konnten nur 1203 Imker die Frage beantworten. Von diesen
gaben 39,8% Nordrhein-Westfalen (NRW) als Herkunftsland an. 35,6% der Imker
beziehen ihre Königinnen aus Rheinland-Pfalz (RLP), 8,3% aus Hessen, 3,6%
aus Baden-Württemberg (BW) und 8,6% aus anderen Bundesländern. 4,1% der
Imker haben Königinnen mit ausländischer Herkunft.
Abbildung 3:
Übersicht über die regionale Herkunft der Königinnen
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Es war zu erwarten, dass die Mehrheit der Imker ihre Königinnen aus ihrem
regionalen Umfeld beziehen. Da Imker aus RLP, Nordrhein-Westfalen, dem
Saarland und Luxemburg befragt wurden, bestätigt die Auswertung diese
Vermutung. Eine genauere Betrachtung der Daten hat ergibt, dass 57,5% der in
NRW gekauften Königinnen auch aus NRW stammen. Für die Königinnen aus RLP,
die dort gekauft wurden, beträgt der Anteil 65,4%.
Unter der Nennung der anderen Bundesländer befindet sich vermutlich ein
hoher Anteil an saarländischen Imkern (da diese nicht separat erfasst
wurden). Unter der Bezeichnung "Ausland" werden vermutlich die Königinnen
der Imker aus Luxemburg zu finden sein. Eine Aussage, ob und ggf. wie viele
der ausländischen Königinnen aus Österreich stammen, lässt die Auswertung
nicht zu.
Transport der Königinnen
In diesem
Zusammenhang wurde auch gefragt, auf welche Art die Imker ihre Königinnen,
die sie von anderen Stellen erhalten, beziehen. Leider haben sich an dieser
Frage nur wenige Imker beteiligt. Insgesamt wurde von den Imkern Auskunft
über die Transportart von 1655 Königinnen gegeben. Von diesen Königinnen
wurden 60,7% vom Imker abgeholt und der Rest per Versand bezogen.
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Art des
Transports |
Königinnen |
Anteil |
|
Abholung
|
1005 |
60,7 % |
|
Versand
|
650 |
39,3 % |
Tabelle 1: Art des Transports der Königinnen
Der hohe Anteil
der Königinnen, die von den Imkern abgeholt werden, bestätigt die Aussage,
dass die Königinnen überwiegend aus dem regionalen Umfeld kommen (Abbildung
3).
Da aber
immerhin fast 40 Prozent der Königinnen per Versand bezogen und damit einem
nicht unerheblichen Risiko ausgesetzt wurden, könnte eine Untersuchung
interessant sein, wie groß die Schädigungen der Königinnen oder gar deren
Verluste hierbei sind.
Begattungsart der Königinnen
Die nächste
Frage setzt sich mit der Begattungsart der Königinnen auseinander: Die Imker
wurden gefragt, wie die von einer anderer Stelle bezogenen Königinnen
begattet wurden. Zur Auswahl standen künstliche Besamung, Inselbelegstelle,
Landbelegstelle und Standbegattung. Zudem wurde gefragt, wie viele
Königinnen unbegattet bezogen wurde.
Beantwortet wurde die Frage für insgesamt 2741 Königinnen. Entsprechend
Abbildung 4 wurden von diesen 5,9% künstlich besamt (162 Königinnen), 7,7%
stammen von einer Inselbelegstelle (211 Königinnen), 26,8% wurden auf einer
Landbelegstelle begattet (734 Königinnen) und 7,7% der Königinnen wurden
unbegattet weitergeben (212 Königinnen). Über die Hälfte der Königinnen,
nämlich 51,9% Teil der Königinnen wurde indes standbegattet (1423
Königinnen).
Da sich diese Frage nur auf die von einer anderen Stelle bezogenen
Königinnen bezog (=23,0% in Abbildung 2), fehlen in dieser Aufstellung die
Königinnen, welche die Imker für ihren eigenen Bedarf vermehrt haben.
Abbildung 4: Begattungsarten der Königinnen
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Bei nur knapp 14% aller Königinnen, die von anderen Stellen bezogen wurden,
gibt es einen bekannten Vater. Denn ab Landbelegstellen abwärts ist die
Paarungsqualität fraglich. Das heisst nicht, dass standbegattete Königinnen
grundsätzlich als schlecht einzustufen sind. Im Wirtschaftsbetrieb können
sie besamten Königinnen durchaus überlegen sein. Nur von einer Zuchtplanung
kann keine Rede sein. Deshalb ist dies im Hinblick auf eine schnelle
Verbreitung von varroatoleranten Bienen keine günstige Ausgangsposition.
Verteilung der Rassen
In den letzten Jahren hat die Buckfast-Biene vermehrt für Aufmerksamkeit
gesorgt. Nicht zuletzt mehrere, vielfach diskutierte Vergleiche zwischen der
Apis mellifera carnica und der Buckfast-Biene haben ihre Popularität
gesteigert [4, 5]. Um zu beurteilen, wieweit die Buckfast-Biene inzwischen
verbreitet ist, wurden die Imker nach der Rasse ihrer Königinnen (eigene und
fremde) gefragt.
Die Imker hatten die Möglichkeit, bei der Angabe der Rasse zwischen "Carnica",
"Buckfast", "sonstiger Rasse", "unbekannte Herkunft" und "unbekannter
Mischling" zu wählen. Insgesamt haben die Imker 18726 Königinnen bewertet.
Der überwiegende Teil der Königinnen (87,5%) wird danach der Apis mellifera
carnica zugeordnet, gefolgt von der Buckfast-Biene mit 7,3%.
Abbildung 5:
Verteilung der Bienenrassen bei den befragten Imkern bezogen
auf die Zahl der Königinnen
|
Angesichts der Ergebnisse zu der Begattungsart (Abbildung 4), nach denen
über die Hälfte der Königinnen lediglich standbegattet werden, fällt es
schwer, an die starke Vormachtstellung der Carnica-Biene zu glauben. Nach
dieser Auswertung müsste etwa jedes vierzehnte Bienenvolk eine
Buckfast-Königin haben. Angesichts dieser starken Präsenz und des hohen
Anteiles an Standbegattungen wäre ein deutlich höherer Anteil an unbekannten
Mischlingen zu erwarten gewesen. Hinzu kommt, dass die zahlreichen Schwärme,
die jedes Jahr gefangen werden, eigentlich auch den Anteil der Königinnen
mit unbekannten Herkunft deutlich vergrößern müssten.
Die Erklärung für dieses Ergebnis liegt vermutlich in einer falschen
Einschätzung der Rasse der Königinnen durch die Imker. Manchmal ist
vielleicht auch nur der Wunsch der Vater des Gedankens. Es muss vermutlich
davon ausgegangen werden, dass ein unbekannter Anteil der Carnica-Königinnen
den Königinnen mit einer unbekannten Herkunft oder den unbekannten
Mischlingen zuzurechnen ist.
Interessant ist aber auch, dass die Imker immerhin 107 Königinnen einer
sonstigen Rasse besitzen. Diese Königinnen verteilen sich auf 21 Imker, von
denen nur vier (mit 42 Königinnen) angegeben haben, auch Buckfast-Königinnen
zu besitzen. Dagegen haben dreizehn Imker (mit 33 Königinnen) angegeben, als
einzige weitere Rasse Carnica-Königinnen in ihrem Bestand zu führen. Es wäre
in einer weiteren Untersuchung zu prüfen, ob die Imker mit der Angabe
"sonstige Rasse" die dunkle Landbiene gemeint haben. Falls dies nicht der
Fall ist, muss wohl davon ausgegangen werden, dass irgendwo private
Experimente mit außereuropäischen Rassen durchgeführt werden. In diesem Fall
wäre es im Hinblick auf die Einkreuzung und die damit unkontrollierbare
Verbreitung des fremden Erbgutes sinnvoll zu untersuchen, ob und in welchem
Umfang diese fremden Königinnen ökologischen und ökonomischen Einfluss auf
die heimischen Bienen nehmen.
Zufriedenheit der Imker mit den Königinnen
Die Zufriedenheit mit den eigenen Königinnen spielt sicherlich eine Rolle
für die Zuchtaktivität der Imker. Denn je schlechter die eigenen Königinnen
eingeschätzt werden, desto eher müssten sich die Imker um neue Königinnen
bemühen.
Deshalb wurden die Imker sowohl um eine subjektive Beurteilung der
selbstgezüchteten als der bezogenen Königinnen gebeten. Auf einer Skala von
1 (wenig zufrieden) bis 6 (sehr zufrieden) sollten sie ihre jeweilige
Zufriedenheit angeben einschätzen.
Die eigenen Königinnen beurteilten 1686 Imker mit einer Durchschnittsnote
von 4,70. Die Königinnen mit einer fremden Herkunft wurden von 1329 Imkern
mit der Durchschnittsnote 4,58 beurteilt. Angesichts der subjektiven
Einschätzung können die beiden Gruppen als gleichwertig angesehen werden.
Abbildung 6:
Übersicht über die Zufriedenheit der Imker mit ihren Königinnen
|
In Abbildung 6 ist die Verteilung der einzelnen Benotungen dargestellt. Auch
innerhalb der einzelnen Notenbereiche gibt es hier mit der Zufriedenheit
zwischen den eigenen und den fremden Königinnen keine herausragenden
Unterschiede.
Dieses ausgeglichene Bild kann jedoch darüber hinwegtäuschen, dass es bei
einzelnen Imkern ganz erhebliche Unterschiede bei der Beurteilung der beiden
Gruppen gibt. Abhängig von den persönlichen Erfahrungen können einige die
eigenen Königinnen in den Himmel gehoben und die von anderen Stellen
verdammt haben oder umgekehrt. Um dies genauer zu betrachten, wurde deshalb
in einer zweiten Auswertung untersucht, wie das Antwortverhalten bei dem
einzelnen Imker differiert. Hierzu wurde individuell die Differenz zwischen
den Noten der eigenen und fremden Königinnen berechnet (Abbildung 7).
Abbildung 7:
Auswertung der Individuellen Differenz zwischen der Bewertung
der fremden und der eigenen Königinnen
|
Insgesamt haben 1054 Imker sowohl ihre eigenen als auch ihre fremden
Königinnen benotet. Diese beiden Noten wurden zur Auswertung voneinander
abgezogen (fremd - eigene). Das heisst, dass bei einer negativen Differenz
die eigenen Königinnen besser eingeschätzt und bei einer positiven Differenz
die fremden Weiseln besser bewertet werden.
Wie Abbildung 7 zeigt, sind bei den meisten Imkern die Differenzen zwischen
den fremden und den eigenen Königinnen nicht allzu groß. Sie schwanken bei
den meisten nur ein etwa eine Notenstufe. Der Durchschnitt der ermittelten
Differenz beträgt -0,07. Das heisst, dass die eigenen Königinnen minimal
besser eingeschätzt werden als die fremden.
Einweiselung neuer Königinnen
Im Zusammenhang mit der Frage nach der Herkunft der Königinnen (Abbildung 2)
wurden die Imker auch gefragt, wie viele der Königinnen (eigene und fremde)
sie erfolgreich eingeweiselt haben. Wie in Abbildung 8 dargestellt, gaben
die Imker dabei an, dass sie von 10.662 Königinnen aus eigener Nachzucht
insgesamt 7.613 Königinnen (71,4%) erfolgreich eingeweiselt haben. Von den
2300 Königinnen, die sie von einer anderen Stelle bezogen haben, wurden
2.142 Königinnen (93,1%) erfolgreich eingeweiselt.
Das Verhältnis der Königinnen aus eigener Nachzucht zu denen, die von einer
anderen Stelle bezogen wurden, weicht von den Werten in Abbildung 2 ab.
Diese Abweichung erklärt sich dadurch, dass etliche Imker zwar angegeben
haben, wie viele Königinnen sie jährlich selbst nachziehen bzw. beziehen
(16.442 Königinnen). Leider haben sie jedoch keine Angaben zur Einweiselung
gemacht. Da nicht automatisch von einem 100% Erfolg ausgegangen werden kann,
wurden die Königinnen jener Imker in dieser Auswertung nicht berücksichtigt.
Abbildung 8:
Übersicht über die erfolgreiche Einweiselung der Königinnen
|
Die Auswertung zeigt, dass der Erfolg der Einweiselung bei den eigenen
Königinnen deutlich niedriger ist als bei den Königinnen, die von anderer
Stelle bezogen wurden. Hierfür sind zwei verschiedene Erklärungen denkbar:
Eine Erklärung wäre, dass die Imker mit ihren fremden Königinnen
vorsichtiger umgehen als mit ihren eigenen. Schließlich haben sie für diese
viel Geld bezahlt und setzen sie in Völker ein, die speziell hierfür
vorbereitet wurden. Mit den eigenen Königinnen, die evtl. aufgrund einer
bestimmten Betriebsweise ohnehin zahlreich vorhanden sind, wird beim
Einsetzen weniger sorgfältig umgegangen.
Eine andere Erklärung wäre, dass vor allem die erfahrenen Imker Königinnen
von anderen Stellen beziehen, um ihre eigene Königinnenzucht
weiterzuentwickeln. Den weniger erfahrenen Imker, die sich nur auf ihre
eigenen Königinnen verlassen, unterläuft eventuell schneller ein Fehler, der
zum Verlust der Königin führt.
Vielleicht ist die Ursache aber auch in der
weniger geübten Aufzucht der Königinnen zu
suchen: Wenn die jungen Königinnen im Pflegevolk oder Begattungskasten
unzureichend gepflegt oder während des Hochzeitfluges nicht ausreichend
begattet werden, kann es passieren, dass das Bienenvolk die neue Königin
ablehnt.
Die Konsequenz aus diesen Erklärungen ist in jedem Fall, dass ein
Schulungsbedarf für die erfolgreiche Aufzucht und Einweiselung von
Königinnen besteht. Schließlich zeigt die hohe Erfolgsquote bei den fremden
Königinnen, dass die hohen Verluste bei den Königinnen aus eigener Nachzucht
vermieden werden könnten.
Danksagung
Der Dank gilt Dipl. Stat. Bernd Wunder von der Universität Koblenz/Landau,
der uns sowohl im Vorfeld bei der Formulierung der Fragen im Hinblick auf
die statistische Auswertung als auch bei der Auswertung mit wertvollen
Hinweisen unterstützte.
Literaturverzeichnis
[1] |
Büchler, Ralph: "Brauchen wir einen
deutschen Zuchtverband?"; Die Biene, 137 (2001), Heft 9, S. 6-8. |
[2] |
Otten, Christoph: "Wie lassen sich
Völkerverluste vermeiden?"; Die Biene, 135 (1999), Heft 2, S. 6-8. |
[3] |
Jansen, Rudolf: "Hinweise zum Juni - Alle
zwei Jahre eine neue ‚Regentin'"; Deutsches Bienen Journal 9 (2001),
Heft 6, S. 220-221. |
[4] |
Maul, V., K. Bienefeld, J. P. van Praagh,
J. H. Dustmann, D. Mautz und G. Staemmler: "Einfluß von Buckfast und
Carnica auf Verhaltenseigenschaften der Landbiene"; Die neue
Bienenzucht, 26 (1999), Heft 3, S. 91-95. |
[5] |
Büchler, Ralph: "Buckfast und Carnica im
Vergleich"; Imkerfreund 55 (2000), Heft 2, S. 10-13. |
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